Mein Kampf zurück an die Spitze 2023 (Teil 3): Buxtehuder Altstadtlauf 03.09.2023

Gerne lese ich dir alles vor:

Am Tiefpunkt?!

Die grauen Regenwolken spiegelten meine Stimmung hervorragend wieder.

Ich bin niedergeschlagen, fühle mich schwach, kraftlos, ausgelaugt.

Alles schien schief zu gehen, nichts funktionierte, wie ich es mir vorstellte.

Hatte ich meinen Tiefpunkt schon erreicht oder bekomme ich in kürze den nächsten Dämpfer verpasst?

Ich weiß es nicht…

Dabei wünschte ich mir so sehr meine gute Laune, mein positives Mindset, mein Selbstbewusstsein, meine Kraft und Energie zurück, auf welche ich mich sonst immer verlassen konnte.

Der Sommer macht scheinbar gerade wo anders Urlaub...

Ich atmete die kühle frische Abendluft ein, die sich angenehm in meiner Lunge ausbreitet.

Obwohl es sich merklich abgekühlt hatte frohr ich, trotz kurzer Hose und Top, nicht.

Heute wollte ich meinen Lauf nicht wieder abbrechen,

so wie ich es 3 Tage zuvor tun musste, weil ich einfach keine Energie mehr hatte.

Es hat sich angefühlt wie ein unerwarteter Schlag in die Magengrube.

Ich wollte doch Gas geben und es allen zeigen…

Ist Musik der Schlüssel zum Erfolg?

Ich stöpselte mir meine Kopfhörer in die Ohren und startete meine Lieblingsplaylist.

Oh wow! Was für wundervolle Lieder!

Warum habe ich sie so lange nicht mehr gehört?

Meine Mundwinkel zogen sich zu einem glückseligen Lächeln nach oben.

Beschwingt und mit einem Mal deutlich besser gelaunt lief ich los. Es fühlte sich federleicht an.

Von Schritt zu Schritt stieg meine Laune.

Ist das ein Zeichen?

Gerade atmete ich den typischen Geruch der Pferde ein, an welchen ich vorbei joggte.

Wie ich das liebe… so natürlich…

Ich lauschte dem knirschenden Geräusch welches meine Schuhe auf dem schotterigen Boden erzeugten, als etwas über mir, meine Aufmerksamkeit auf sich zog.

Neugierig schaute ich hinauf und erblickte einen Falken am Himmel, der gemeinsam mit einem Artgenossen seine Kreise zog.

Genau in dem Moment als sich mein absolutes Lieblingstier von seinem Pfahl, auf welchem er kurz zuvor gesessen haben musste abgestoßen hatte, verlor er eine seiner Federn.

Diese segelte durch die Luft und fiel mir direkt vor die Füße.

Mitnehmen oder liegen lassen?

Ich überlegte kurz ob ich meinen Lauf unterbrechen sollte um die Feder aufzusammeln.

Obwohl dies nur ein Trainingslauf war, nehme ich ihn sehr ernst und verschenke nur ungerne wertvolle Sekunden.

Aber in diesem Fall konnte ich nicht anders. Die Feder lag direkt vor mir. Ich bremste ein wenig, bückte mich, griff sie und starte wieder voll durch.

Dann gleitete mein Blick in den Himmel. Ich betrachtete die beiden Falken, die weiter ihre Kreise zogen. Dann schaute ich auf die Feder in meiner Hand.

Ich bin unendlich Dankbar

und ganz sicher,

das ist ein Zeichen!

Ab jetzt wird es Bergauf gehen, ich werde meine Ziele erreichen.

Ich werde es schaffen!

Irgendwie…

Wie durch ein Wunder

kämpft sich nun auch die Sonne hinter den dicken Wolken hervor.

Sie strahlt und prickelt warm auf meiner Haut.

Ich lächel, was will ich mehr?

Gute Musik, Sonne, perfekte Lauftemperaturen, eine Falkenfeder, und die Gewissheit das es immer wieder besser wird.

Laufzeit!

Trainingslauf ja oder nein?

Heute ist der Himmel grau und wolkenverhangen. Aber nicht nur das, es regnet in strömen.

Ich trage meine Laufkleidung, eine kurze Hose und ein Top.

Ich öffne die Tür und schließe sie direkt wieder.

Hinter mir!

Denn zum Laufen kann ich mir kein schöneres Wetter vorstellen.

Regen VS Schweiß

Wir haben 20 Grad sodass ich auf meine Regenjacke verzichte. Ich würde nur unnötig darunter schwitzen. Lieber werde ich vom Regen nass, statt von meinem Schweiß. Außerdem kühlen die Regentropfen meinen aufgeheizten Körper so herrlich ab.

Ich blicke nach oben in die grauen Wolken und spüre die kühlen Regentropfen die gegen meine Stirn, Wangen und Kinn trommeln um dann langsam über mein Gesicht zulaufen.

Ich öffne den Mund und genieße, wie sich einige Tropfen darin verfangen.

Komplett alleine…

Die Wege sind Menschenleer, die meisten sitzen zu Hause im trockenen und haben es sich gemütlich gemacht.

Auch ich freue mich darauf, nach Hause zu kommen.

Komplett durchgeregnet, vielleicht etwas frierend, total kaputt, aber glücklich etwas für mich und meinen Körper getan zu haben.

Warum ich bei Regen so schnell laufe?

Mich nach einer wärmenden Dusche gemütlich mit einer Tasse Tee aufs Sofa zu kuscheln und ein gutes Buch zu verschlingen, was könnte es schöneres geben?

Allein der Gedanke daran lässt mich lächeln und beschwingt weiter laufen.

Denn je schneller ich laufe, desto eher bin ich wieder zu Hause.

Warum ich Regen liebe!

Bis es soweit ist genieße ich die Ruhe. Lausche dem Regen, der auf das Blätterdach der Bäume prasselt, sich am Boden in Pfützen sammelt und meinen Körper vom schwitzen abhält.

Das perfekte Laufwetter

20 Grad und strömender Regen.

Mit einer bisherigen Bestzeit 5min 11 sec pro Kilometer komme ich klitschnass, ein wenig frierend, mit brennenden Waden und total kaputt zuhause an.

Ich bin überglücklich.

Insgeheim hoffe ich, das am Wettkampftag genau dieses Wetter ist.

Altstadtlauf in Buxtehude

03.09.2023

Kann man Motivation steigern?

 „Da vorne ist er“, sage ich an meinen Mann gewandt und deute auf die gegenüber liegende Straßenseite. Dann lasse ich meine Hand wild winkend durch die Luft wirbeln.

Schnell haben wir uns einen Weg durch die Menschenmenge gebahnt, um meinen liebsten Laufgefährten zu erreichen.

Heino

hat mit uns bereits den Tough Mudder und Giants Run bestritten. Ist schon einen Halbmarathon in  2 Stunden und 23 Sekunden gelaufen und genau wie ich hochmotiviert.

Wir haben ein Ziel!

Die 10 Kilometer in weniger als 50 Minuten rennen.

Reicht das?

Die Vorbereitung war bei uns beiden super.

Allerdings haben wir keinen Probelauf in Wettkampfgeschwindigkeit gemacht.

Ein Fehler?

Heino hat sich für ein alternatives Hardcoretraining entschieden bei welchem er abwechselnd 20 Minuten auf dem Laufband und der Rudermaschine am Limit trainiert um im Anschluss das Training mit Gewichten abzuschließen.

Ich bin immer meine Standartrunden von 11 Kilometern gelaufen. Häufig in guten Zeiten. Allerdings lag meine beste Pace bei 5 Minuten und 11 Sekunden. Also 11 Sekunden entfernt von meiner Wettkampf Pace.

Das Publikum wird’s schon richten

war unsere Devise. Wir waren fest davon überzeugt das uns das Adrenalin und die überragende Stimmung vor Ort unserem Ziel entgegen pushen würde.

Wir:

extremst Motiviert,

top fit,

was sollte uns jetzt noch aufhalten?

Euphorisiert ordnen wir uns hinter dem Pacemaker mit der 50 Minutenmarke ein.

Wir stehen gemeinsam mit ca 100 weiteren Laufbegeisterten an der Startlinie. Die Luft ist zum schneiden gespannt. Jeder fiebert dem Startschuss entgegen. Gelegentlich dehnt sich noch jemand oder macht ein paar Lockerungsübungen. Vereinzelt wird sich noch unterhalten. Die meisten sind im Tunnel, total fokussiert auf den Lauf.

Heinos Körperliche Einschränkung:

Heino überlegte kurz langsamer zu starten, weil er noch höllischen Muskelkater von seinem letzten Workout hatte. Entschied sich dann aber dagegen. Einen Gang runter schalten könnte er später immer noch.

Schließlich hatten wir eine Mission!!!

Rennen, rennen, rennen!!!

Der Startschuss fällt und wir laufen mit als erstes über die Startlinie. Das Tempo unseres Pacemakers ist zügig, aber ich bin guter  Dinge mithalten zu können.

Immer wieder jubeln uns Schaulustige am Rand der Strecke zu, feuern an, motivieren.

Ich bin Dankbar,

das es heute leicht bewölkt ist. Wir haben etwas über 20 Grad. Also gutes Laufwetter.

Der Abstand wird größer…

mein Pacemaker hat inzwischen einen beachtlichen Vorsprung. Heino versucht noch dran zu bleiben, läuft aber auch mit deutlichem Abstand hinterher.

Zu allem Übel

kommt genau jetzt, wo meine Beine anfangen schwer zu werden, die Sonne mit aller Kraft hinter den dünnen Wolken hervor. Die Luft wird direkt schwül und drückend. Der Schweiß rinnt mir in strömen aus der Stirn. Ich fühle mich wie in Watte gepackt, schwach, kraftlos, müde.

Dabei ist die erste Runde noch nicht geschafft, ich muss also noch über 5 Kilometer laufen.

Kurz spiele ich mit dem Gedanken, nach der 1 Runde aufzuhören…

Erinnere mich dann aber wieder daran, das aufgeben nicht meine Art ist.

Also quäle ich mich weiter   

Schritt für Schritt.

Der Gedanke: Ich kann nicht mehr …

Schießt mir immer wieder durch den Kopf.

Heino kann ich inzwischen fast nicht mehr sehen, ebenso den Pacemaker.

Mein Ziel in weniger als 50 Minuten anzukommen werde ich wohl nicht mehr erreichen.

9 Kilometer

Ein Schild zeigt mir, das es fast geschafft ist. Ich mobilisiere meine letzten Kräfte und gebe im Zieleinlauf durch die Buxtehuder Innenstadt nochmal alles.

Dann ist es geschafft!

Schnaufend stütze ich mich an der Absperrung ab. Mir ist schwindelig,
ich bin fix und fertig und enttäuscht.

Das Ergebnis:

54 Minuten und 12 Sekunden habe ich für die 10 Kilometer gebraucht

Bedeutet eine Pace von 5Minuten 25 Sekunden

 

Mein Ziel unter 50 Minuten zu bleiben habe ich nicht erreicht.

 

Heino war etwas schneller und ist nach 52 Minuten und 13 Sekunden ins Ziel gekommen.

 

Und nun?

Nachdem ich erneut an meinem persönlichen Ziel vorbei geschrammt bin, fehlt mir die Motivation mein Training fortzusetzen…

Das ist äußerst unglücklich, weil mein Hauptevent diesen Jahres in 2 Wochen stattfinden soll:

Der Küstenmarathon in Otterdorf,

wo ich die Halbmarathon Distanz von 21 Kilometern laufen wollte…